Do it yourself:
Der Aufbau eines
Wertpapier-Portfolios

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Viele Anleger haben aufgrund von schlechten Erfahrungen ihre Geldanlage in die eigenen Hände genommen. Oftmals zeigt sich dann im nachhinein, dass die Zusammenstellung der Wertpapiere intuitiv, aufgrund von Empfehlungen oder persönlichen Neigungen erfolgt ist. Eine klare Struktur ist in einem derart konzipierten Depot nur selten vorzufinden.

Ohne einen Plan geht es nicht!

Aber wie nun konkret vorgehen, um zu einem passenden Portfolio zu kommen? Zunächst ist festzulegen, welche Anlageklassen (z.B. Aktien, Renten, Immobilien, Rohstoffe) zum Einsatz kommen sollen. In einem zweiten Schritt ist festzulegen, wie hoch diese Anlageklassen gewichtet werden sollen: Soll ein offensives oder eher ein konservatives Depot konzipiert werden? Oder eher ein ausgewogenes Depot?
Hier ist es sehr wichtig, dass sich der Anleger über seinen Anlagehorizont und seine Risikoneigung im klaren ist. Auf die Gewichtung der Anlageklassen sollte also viel Zeit verwendet werden. Denn die so gewonnene Struktur sollte für die nächsten Jahre Bestand haben. Sie sollte nicht in der nächsten Krise (oder Boomphase) wieder verworfen werden.

Die Gewichtung der Anlageklassen …

Um die richtige Gewichtung der Anlageklassen zu ermitteln, ist es ratsam, den konkreten Anlagebetrag auf die jeweiligen Anlageklassen aufzuteilen. Dann empfiehlt es sich, ein worst-case-Marktszenario (z.B. Aktien fallen um 40%, Anleihenkurse fallen um 10%) zu simulieren und zu schauen, wie hoch die Verluste ausfallen. Und dann ist abzuwägen, ob diese Verluste für den Anleger noch akzeptabel sind. Falls nicht, sollte die Allokation entsprechend angepasst werden.
Wie hilfreich es ist, hier mit konkreten Anlagebeträgen (z.B. 200 TEUR) zu arbeiten, soll ein Beispiel zeigen: Wenn eine gewählte Allokation in einem worst-case-Szenario 30% verliert, dann bedeutet das einen (hypothetischen) Verlust von 60 TEUR. Und jetzt gilt es, sich dies vorzustellen, als wäre es Realität. Als würde man den Depotstand mit den rot markierten Verlusten schon vor sich am Bildschirm sehen…
Es kann dabei durchaus einige Versuche brauchen, bis man die individuell passende Gewichtung der Anlageklassen („Startaufstellung“) gefunden hat. Aus meiner praktischen Erfahrung sind viele Anleger nach diesem Analyseprozess meist deutlich vorsichtiger und nicht mehr so risikobereit, wie sie es vorher geglaubt haben.

und die geografische Diversifikation sind entscheidend!

Im letzten Schritt sollte eine geografische Diversifikation erfolgen. Hier ist festzulegen, wie die einzelnen Anlageklassen international verteilt werden. Wie soll z.B. die Aktienquote auf einzelne Regionen (Europa, USA, Japan,…) verteilt werden. Und dann gilt es zu bestimmen, mit welchen konkreten Wertpapieren die Anlageklassen umgesetzt werden: Mit Aktien, mit einzelnen festverzinslichen Wertpapieren, ETFs oder aktiv gemanagten Fonds oder mit Zertifikaten. Aus Kosten- und Diversifikationsgründen ist der Einsatz von entsprechenden ETFs zu bevorzugen.

Startallokation gefunden und dann?

Wenn diese Fragen geklärt sind, dann hat man die „Startallokation“ für das eigene Depot gefunden. Nun sind Wertpapiere nicht statisch, sondern verändern sich ständig in ihrem Preis. Das wirft die Frage auf, was zu tun ist, wenn Gewinne oder Verluste auftreten.
Soll man am besten gar nichts tun („buy and hold“) und dann Gefahr laufen, dass in der Folge erhebliche Abweichungen von der Startallokation eintreten. Oder sollte man bestimmte Verlustschwellen definieren, bei denen Wertpapiere zu verkaufen sind? Bzw. soll man nach Erreichen eines bestimmten prozentualen Gewinns verkaufen? Aber wann soll man dann die so gewonnene Liquidität wieder anlegen? Dieser Frage werde ich in dem folgenden Beitrag nachgehen.